Wenn im Frühling die ersten Sonnenstrahlen die Weiden wieder zum Leben erwecken, kribbelt es nicht nur bei den Pferden in den Beinen. Der Drang nach frischem Gras ist groß – doch Vorsicht ist geboten. Der Weg zur vollen Weidezeit ist ein sensibler Prozess, der viel Aufmerksamkeit, Wissen und Geduld erfordert. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Ihr Pferd gesund und sicher anweiden – mit allem, was dazugehört: von der richtigen Weide über Fruktangehalt, Fütterungsstrategie und täglichen Zeitplänen bis hin zu besonders empfindlichen Pferden.
Warum Angrasen so wichtig ist – und warum langsam besser ist
Für Pferde ist der Wechsel von Heu zu frischem Gras eine echte Umstellung – vor allem für den Verdauungstrakt. Die Zusammensetzung der Nährstoffe ist eine völlig andere, was insbesondere die empfindliche Darmflora betrifft. Wird das Pferd zu schnell und unkontrolliert auf die Weide gestellt, drohen Koliken, Durchfall, Hufrehe und weitere schwerwiegende Probleme.
Sie als Pferdebesitzer haben also nicht nur die Verantwortung, auf das Wohlergehen Ihres Tieres zu achten, sondern tragen mit der richtigen Strategie aktiv zur Gesundheit bei.
Wie sollte die Weide zum Anweiden aussehen?
Ein häufiger Irrtum ist, dass junges, frisch sprießendes Gras besonders gut sei. Tatsächlich gilt: Je höher das Gras gewachsen ist, desto besser eignet es sich zum Anweiden. Ideal ist eine Wuchshöhe von etwa 20 Zentimetern oder mehr. Warum?
- Höher gewachsenes Gras steht weniger unter Wachstumstress
- Der Fruktangehalt im Halm ist deutlich geringer
- Es ist dadurch bekömmlicher und besser verdaulich
Warum Angrasen so wichtig ist – und warum langsam besser ist
Fruktan ist ein langkettiges Kohlenhydrat, das von Pflanzen als Energiespeicher gebildet wird – insbesondere bei kalten Temperaturen oder starker Sonneneinstrahlung. Es sammelt sich vor allem im Stängel der Pflanze. Wird ein Pferd mit zu viel Fruktan konfrontiert, kommt es schnell zu Problemen:
- Die Verdauungskapazität im Dünndarm ist überfordert
- Unverdaute Reste gelangen in den Dickdarm
- Dort verändert sich die Darmflora, Gase und Toxine entstehen
- Es kommt zu Blähungen, Koliken, Durchfall und Kotwasser
- Toxine gelangen über das Blut in den Körper und belasten Leber und Hufe
- In schweren Fällen kann das zu Hufrehe führen
Der Einfluss des Wetters auf den Fruktangehalt
Wussten Sie, dass der Fruktangehalt im Gras stark vom Wetter der letzten 48 Stunden abhängt? Entscheidend sind die Temperaturen und die Lichtverhältnisse. Hier eine vereinfachte Übersicht:
Die folgende Liste am besten über eine Tabelle darstellen – Dies ist nur ein Bild mit den jeweiligen Punkten:
Achten Sie also besonders in kalten, sonnigen Phasen auf eine langsamere Steigerung der Weidezeit – das Gras sieht zwar saftig aus, birgt aber Fruktan-Fallen.
Der perfekte Angrasen-Zeitplan: Schritt für Schritt
Für das Anweiden sollten Sie etwa zwei bis vier Wochen einplanen. Ziel ist es, die Darmflora Ihres Pferdes langsam an das frische Gras zu gewöhnen. Hier ein bewährter Fahrplan:
Woche 1:
- Start mit 5–10 Minuten Weidegang pro Tag
- Tägliche Steigerung um 5–10 Minuten
Woche 2:
- Tägliche Steigerung um 15–20 Minuten
Woche 3 und 4:
- Weidezeiten können halbstündlich gesteigert werden
- Ziel: die reguläre Weidedauer erreichen
- Bei Bedarf: zweimal täglich weiden (z. B. morgens & abends)
Tipp: Zeigt Ihr Pferd Verdauungsprobleme, wie Blähungen oder veränderten Kot, gehen Sie einen Schritt zurück. Mehr Zeit ist immer besser als ein gesundheitliches Risiko.
Richtig füttern – auch das gehört zum Angrasen
Während der Angras-Phase ist auch eine Anpassung der Fütterung notwendig. Schließlich bedeutet der Weidegang eine Futterumstellung – und auch der Stoffwechsel muss sich anpassen.
- Heu vor dem Weidegang: So ist der erste Hunger gestillt, und das Pferd frisst nicht überhastet.
- Kraftfutter reduzieren: Passen Sie die Ration an – die Weide liefert zusätzliche Energie.
- Nach dem Weidegang: Wieder zuerst Heu, dann Kraftfutter – das stabilisiert die Verdauung.
Bei diesen Pferden ist besondere Vorsicht geboten
Einige Pferde reagieren besonders empfindlich auf den Fruktan-Gehalt und die Umstellung. Hier ist ein noch langsameres Angrasen oder ggf. sogar kompletter Verzicht notwendig:
- Pferde mit Hufrehe-Vorgeschichte
- Stoffwechselerkrankungen wie PSSM, EMS oder Cushing
- Ponys (häufig fruktansensibler als Großpferde)
- Adipöse Pferde mit hohem Körperfettanteil
Hier empfiehlt sich eine genaue Absprache mit Tierarzt oder Ernährungsexperten. Gegebenenfalls kann ein selektiver Maulkorb helfen, den Grasaufnahme pro Minute zu begrenzen.
Fazit: Angrasen ist mehr als „rauf aufs Grün“
Das Angrasen ist ein essenzieller Baustein für die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden Ihres Pferdes. Was einfach klingt, ist in Wahrheit ein sensibler Prozess – doch mit dem nötigen Wissen und etwas Planung können Sie ihn sicher gestalten.
Denken Sie daran:
- Langsam steigern ist besser als schnell riskieren
- Wetter, Fruktangehalt und Weidenhöhe spielen eine große Rolle
- Die Fütterung muss angepasst werden
- Besonders empfindliche Pferde benötigen Sonderbehandlung
Ein gut geplantes Angrasen ist der beste Start in eine gesunde und aktive Weidesaison. Ihr Pferd wird es Ihnen danken – mit Vitalität, Freude an Bewegung und einem stabilen Stoffwechsel.
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